Stadtführung in Johannis

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Eveline Steeger
Stadtführung in Johannis

Wanderbericht vom 15.06.2024 - Nürnberg, Stadtteil St. Johannis


Zur Wanderung bzw. Stadtteilführung trafen wir uns um 10.00 Uhr am Seiteneingang des Westfriedhofes in der Schnieglinger Str. in Nürnberg.
Obwohl es am Samstagmorgen teilweise stark regnete, trafen sich 31 Wanderer am Startpunkt. Der Regen hatte dann ein Einsehen mit uns und hörte pünktlich zum Start auf und wir hatten eine trockene und später immer sonnigere Tour. Einzig bei der Hallerwiese erwischte uns ein kurzer Schauer.
Die Tour führte zuerst vom Westfriedhof über den Pegnitzgrund zur Hallerwiese. Der Westfriedhof wurde als Kommunalfriedhof am 25.7.1880 als „Centralfriedhof“ eröffnet. In den Jahren 1909 – 1913 entstand das Krematorium als erste Feuerbestattungsstelle in Bayern.
Im Pegnitzgrund besichtigten wir das 1999 von der Stadt Nürnberg errichtete Schöpfrad. Das Schöpfrad speist den Bach eines Abenteuerspielplatzes. Weiter ging es zu den nach St. Johannis gehörenden Stadtteilen Groß und Kleinweidenmühle. Die Mühlen wurden 1234 erstmalig erwähnt. Die Mühlen dienten als Papier- und Mahlmühlen, aber auch zum Drahtziehen und als Eisenhammer. 1860 begann der Fabrikant Georg Andreas Fröscheis mit der Graphitvermahlung, die später bekannte Bleistiftfirma „Lyra“ hat hier ihren Ausgangspunkt. Im Zweiten Weltkrieg wurden alle Mühlen, auch diejenigen in der Innenstadt, zerstört und nach dem Krieg nicht mehr aufgebaut.
Die Hallerwiese wurde nach ihrem früheren Besitzer Bertold Haller benannt und ab 1434 vom Nürnberger Rat als Sport-, Spiel-, Fest- und Schützenwiese genutzt. Bis 1856 hatte die Privilegierte Hauptschützengesellschaft hier ihren Sitz. Sie schossen mit der leichtesten Armbrust. Daran erinnert der 1904 erstellte Armbrustschützenbrunnen. 1482 wurde dort aber auch eine Richtstätte (Ertränken in der Pegnitz) für verurteilte Straftäter errichtet.
Weiter ging es über den Barockgarten (der wiederhergestellte Garten zeugt von der Gartenkultur des 17. und 18. Jahrhunderts) zum Pilgerspital zum Heiligen Kreuz. Das von Bertold Haller gestiftete Spital diente als soziale Einrichtung. Hier wurden Armenspeisungen durchgeführt und es diente der Unterkunft und Verpflegung von Pilgern und Wanderern. Das Pilgerspital wurde im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört. Nur die Reste der Kirche sind in einem Innenhof noch vorhanden.
Über eine Station des Nürnberger Kreuzweges und die Hesperidengärten (3 Gartenanlagen im Renaissance- und Barockstil) erreichten wir den Johannisfriedhof.
Der Johannisfriedhof entstand neben einem Siechkobel bzw. einem Leprosenhaus, die bereits 1234 erwähnt wurden. Hier wurden die Pesttoten der Stadt Nürnberg begraben. Allein im Jahre 1395 sollen in Nürnberg um die 7000 Menschen an der Pest gestorben sein. Ab 1519 wurde der Friedhof zur allgemeinen Begräbnisstätte für die Menschen der Sebalder Stadtseite genutzt.
Die Gräber vieler berühmter Nürnberger befinden sich auf dem Friedhof –u.a. Albrecht Dürer, Veit Stoß, Willi Pirckheimer, Ludwig Feuerbach und Martin Behaim. Eine Besonderheit stellen die Bronzeepitaphien auf dem Friedhof dar. Die Epitaphien wurden auf den liegenden Grabsteinen angebracht. Sie waren nicht ausschließlich der begüterten Oberschicht vorbehalten, vielmehr lassen sich aus den individuell gestalteten Grabtafeln die unterschiedlichsten Berufe und Tätigkeiten ablesen.
Danach erreichten wir in wenigen Minuten die Gaststätte Athos zum Mittagessen, wo wir gut, freundlich und schnell bedient wurden.
Nach dem griechischen Essen ging es wieder zurück zum Ausgangspunkt beim Westfriedhof und wir begaben uns auf den Heimweg.
Klaus Schwab